16.Etappe 30.08.2010

Grimaldo – Galisteo
Ich war schon kurz vor 6:00 wach. Mein linkes Sprunggelenk schmerzte noch vom Vortag, war aber nicht dick. Für mich stand fest, heute wird die Etappe kürzer als geplant.

Herbert hatte Kaffeefertigpulver dabei und kochte in der Mikrowelle Wasser für unseren Kaffee. Nach dem ausgiebigen Frühstück (Kaffee und nichts) ging es um 7:00 gemeinsam los. Die Stirnlampe und mein Navi kamen zum Einsatz und dank meines Navis verpassten wir auch nicht die Abzweigung von der Straße in das Gelände. Im Gelände war der Weg teilweise sehr steinig und mein Sprunggelenk schmerzte und bremste mich doch sehr, so dass ich noch hinter Birgit und Bernhard laufen musste. Herbert war uns schnell enteilt. Die hügelige Buschlandschaft war sehr schön und wieder erlebte ich einen beeindruckenden Sonnenaufgang.

Erst nach Erreichen (12 km) des römischen Stausees machte ich mit Birgit und Bernhard eine Pause. Auf dem weiteren Weg mussten wir häufig Weiden durchqueren. Nach einen heftigen Anstieg sah ich in der Ferne erstmals die Stadt Galisteo. Sie war vollständig umgeben von einer mächtigen Stadtmauer, erbaut von den Mauren. Nicht lange danach kam ein Kanal und dann wie in einem Film öffnete sich ein Vorhang und ich tauchte ein in eine grüne Oase. Es war unglaublich, noch kurz vorher nur Weiden mit gelbbraunen Gras und plötzlich saftig grüne Wiesen. Aber dieser Bereich endet so plötzlich wie er gekommen war. Wie üblich lag der Zielort wieder auf einem Hügel und so begann ein schweißtreibender kurzer Aufstieg. Im Ort fanden wir dann Herbert im ersten Restaurant sitzen. Was wünscht man sich nach einer schweißtreibenden, wenn auch kurzen, Etappe: „Ein kühles Bier“!

In der kleinen Herberge verteilten wir uns auf die drei Zimmer. Nach dem Duschen saßen wir mit der Hospitalera und Ihren Kindern vor der Herberge bei kühlem Bier. Die Temparatur war heute deutlich über 40° C. Gegen 17:00 besuchten wir dann die Altstadt hiner der Stadtmauer. Die Altstadt ist immer noch nur über die alten Stadttore erreichbar. Nach einem Spaziergang flüchteten wir schnell in eine klimatsierte Bar. Als wir danach zur Herberge zurück kamen, war eine spanische Radpilgergruppe eingetroffen. Ich war in meinem Zimmer umzingelt von ihnen. Schnell kamen wir miteinander ins Gespräch und ich fühlte mich in der Gruppe sehr wohl.

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14.Etappe 28.08.2010

Caceres – Casar de Caceres – Tajo Stausee
Wieder hatte ich Pech mit meinem Schlaf, unten auf der Straße wurde sich bis ca. 1:00 lautstark unterhalten. Nur die Klimaanlage brachte angenehme Kühle. Ich schaffte es trotz der kurzen Nacht um 7:15 zu starten. Dank Navi war ich schnell wieder auf dem Camino. Es dauerte bis ich die Stadtgrenze erreicht hatte und von dort ging es ca. 2,5 km auf einer guten Landstraße mit einigermaßen breiten Randstreifen weiter. Dabei fiel mir auf, dass die Frauen mit Ihren Fahrzeugen von mir weg mehr zur Straßenmitte fuhren, bei den Männern kam dies selten vor. Unterwegs erlebte ich dann auf dieser Straße einen wunderbaren Sonnenaufgang. Hinter einer Baumgruppe am Horizont stieg in wenigen Minuten die Sonne bis zur vollen Scheibe auf.

Nach der Landstraße ging es lange Zeit durch eine schöne Landschaft. In der Ferne waren die Berge der Sierra de Gredo erkennbar. Man sah häufig Rinder- und Schafherden. Bei einer Schafherden kam mir einer der beiden Hütehunde bellend entgegen. Der Zweite hätte ebenfalls aus der schlechten Umzäunung gekonnt, begnügte sich aber dahinter zu bellen. Schnell hatte ich in der einen Hand beide Stöcke und in anderen Hand das Pfefferspray. Ohne mich um die Hunde zu kümmern, schritt ich weiter und das Interesse an mir war schnell vorbei. Wenig später stand ein mächtiger Stier hinter einer kleinen Mauer. Mit ziemlichen Respekt nahm ich meine Stöcke hoch, damit er nicht gereizt wurde und schritt zügig vorbei. Eigentlich völliger Quatsch, aber das Sehen eines Stierkampf kurz voher im Fernsehen verunsichert doch.

Am frühen Nachmittag sah ich das erste Mal den tiefblauen Stausee in der Ferne. Es waren aber noch mindestens 9 km zu laufen. Die Hitze war wieder brutal! Noch ca. 7 km vor dem Ziel ging es auf und ab am Hang neben der Straße. Normalerwise kein Problem, aber bei der Hitze, mit Rucksack und nach einer Tagesetappe sieht das schon ganz anders aus. Es sollte aber noch schlimmer kommen. Nach dem Auf und Ab ging es für die letzten 5 km auf der Landstraße mit zwei Brücken bis 500m vor dem Ziel weiter. Der Asphalt war sehr, sehr heiß, warf aber wie Frankreich keine Blasen. An Rande einer Einfahrt machte ich eine Pause auf meiner Isomatte. Schon kurz nach der Pause sah ich eine Schlange am Fahrbahnrand und kurz danach eine überfahrene Schlange. Die Freude an einer Schlafpause war mir erst einmal vergangen. Nach einiger Zeit „dampften“ die Füße und schmerzten. Geschaft kam ich nach 35 km und 10 Stunden (inkl. ca. 2 Std. Pause) in der Herberge an. Verbrannt hatte ich heute 6300 KCal. Die Hospitalera brachte mir noch bevor meine Daten erfasst wurden eine kalte Flaschen Mineralwasser. Schon nach wenigen Minuten war diese fast leer.

Auch in der Herberge waren das deutsche Paar (Birgit und Bernhard)vom Abend zuvor und Herbert, ein österreichischer Bergführer. Er wollte zunächst im Himalaya mit einer Gruppe einen 6000er besteigen. Aus irgend welchen Gründen wurde das abgesagt und so hat er kurzfristig das Kontrastprogramm „Via de la Plata“ gewählt. Er war aber schon auf mehreren Camino unterwegs.

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13.Etappe 27.08.2010

Aldea del Cano – Valdesalor – Caceres
Im gleichen Gebäude wie die Herberge ist wohl auch ein Gemeinderaum untergebracht und beide sind über Zwischendecken akustisch verbunden, denn bis mind. 1:00 haben die alten Männer des Ortes debattiert. Es muss wohl ein spanischer Volksport sein, dass alle zur gleichen Zeit reden und jeder durch Lautstärke den anderen übertönen will. Ich jedenfalls konnte nicht schlafen. Hinzu kam die Hitze und das die Fenster in unerreichbarer Höhe waren und nicht geöffnet werden konnten. Die Nacht war jedenfalls sehr kurz und der Wecker holte mich unsanft aus den Schlaf.

Dank eines/einer Pilger(in) gab es etwas Gebäck und O-Saft im Kühlschrank und ich hatte somit ein bescheidenes Frühstück. Auch Mineralwasser war da und in der 5 L Flasche war Eis. Dieses Eis sollte mein Wasser den ganzen Tag schön kühl halten.

Um 8:15 kam ich dann endlich los. Von der Herberge dauerte es nicht lange und ich war wieder auf dem Camino. Nach einiger Zeit führte der Weg direkt über das Rollfeld und zwischen den Wellblechhangars des Aeroclubs von Cacers durch.

Irgenwann sah ich in der Ferne die im Führer angekündigte Römerbrücke. Rechts weg vom Camino führte ein Trampelpfad durch ein Feld direkt in Richtung der Brücke. Wie das so ist, eine offensichtliche Abkürzung nimmt man gerne mit. Was ich jedoch nicht erkennen konnte war ein Zaun. Freudig den Weg ein bisschen abzukürzen schritt ich voran. Ziemlich nahe am Ziel musste ich dann den Stacheldrahtzaun erkennen. Weg vom Ziel in ein weiteres Feld sah ich einen Durchgang, also wählte ich unfreiwillig diesen Weg. Ein Autofahrer schien mich zu beobachten und fuhr zur Brücke. Von diesem Feld sah ich dann ein Tor in Richtung Brücke. Ich sah aber auch, dass der Fahrer ausstieg und einen dicken Stock von bestimmt 2 m Länge aus dem Auto holte und auch in Richtung Tor lief. Am Tor angekommen stellte ich fest, dass dieses mit Kette und Schoss versperrt war. Ich zuckte in Richtung des Mannes mit der Achsel und er zuckte nicht unfreundlich zurück. Es ging also kein Problem von Ihm aus. Neben dem Tor gab es ein etwas größeres Loch im Stacheldraht. Der Mann half mir meinen Rucksack entgegen zu nehmen und hielt mir auch den Draht auseinander. Dann redete er auf mich und als er von mir erfuhr, das ich Deutscher war, berichtete er von einer Deutschen tags zuvor. Ich verabschiedete mich von Ihm und lief weiter.

In Valdesalor machte ich einen Zwischenstopp, hatte aber Pech die einige Bar war geschlossen. Glücklicherweise entdeckte ich einen Dorfladens und trank im Laden eine große Flasche Mineralwasser.

Der folgende Weg ging zunächst aufsteigend in der Nähe der Straße entlang. Bald darauf war in der Ferne das Industriegebiet von Caceres erkennbar. Wie immer heißt sichtbar mindesten noch 6 – 8 km. Dort angekommen steuerte ich die erste geöffnete Bar an und machte eine notwendige Pause. Mir taten wieder die Füße weh. Von dort aus dauerte es noch einige Zeit bis ich endlich die imposanten Altstadt und den Plaza Mayor erreichte. Der Platz war eine Enttäuschung, da er eine riesige Baustelle war. Man konnte nur an den Gebäuden entlang laufen und gab es ein Straßenrestaurant nach dem anderen. Das von mir gewählte und im Führer beschriebene Hostel war geschlossen. Über einen Kellner fand ich in der Nähe dann ein anders Hostel.

Nach einem ausgiebigen Bad in einer wieder zu kleinen Badewanne ging es auf Entdeckungsreise in die Altstadt. Die Stadt gefällt mir noch besser als Merida. Die Altstadt ist umschlossen mit einer Stadtmauer und fast völlig erhalten. Danach ging ich zum Plaza Mayor und wählte in einem Straßenrestaurant ein Menü und ein gut gekühltes Bier. Am Nachbartisch setzte sich ein Paar und sprach mich auf Deutsch an. Meinen deutschsprachiger Führer hatte mich als deutscher Pilger ausgewiesen. Es war ein Pilgerpaar und war am 18.08 in Sevilla gestarte. Da Sie Schwierigkeiten in der Hitze zu laufen hat, kombinieren sie laufen am Vormittag und Bus am Nachmittag oder auch ganze Etappen mit dem Bus.

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12.Etappe 26.08.2010

Aljucen – Casas de Don Antonio – Aldea del Cano
Ob es die Hitze, der Vollmond oder die Info, dass es um die 40° C werden soll war, jedenfalls bin ich bereits 5:30 ohne Wecker wach. Aus dem Frühstück mit Kaffee wurde leider nichts. Der Automat in der Herberge nahm mein Geld, war aber nicht bereit mir einen Kaffee zu liefern. Also musste ich meine zwei Kuchenstückchen mit lauwarmen Wasser zu mir nehmen.

Wie geplant startete ich um 6:30. Mein Mitpilger Jose Luise schlief noch fest. Lag wohl an unserem Wein beim Abendmenü. Draußen war es noch dunkel, die Straßen aber beleuchtet. Im Gegensatz zu Merida endete das Licht an der Ortsgrenze. Danach war ich von Dunkelheit umgeben. Nur der Vollmond leuchte etwas die Straße aus und warf mir meinen Schatten voraus. Mir war schon etwas mulmig zu Mute ohne Beleuchtung auf der Landstraße zu laufen. Ich hoffte, dass es nach 1,1 km an der Nationalstraße besser wird. Leider war es unverändert dunkel und so holte ich die Stirnlampe aus den Tiefen meines Rucksacks. Kaum hatte ich meinen Rucksack wieder an und die Stirnlampe auf, kam auch schon das erste Fahrzeug. Der Weg auf der Nationalstraße dauerte nicht lange und der Camino bog rechts in den Nationalpark von Cornalvo ab. Gut die Lampe rausgeholt zu haben, denn der Weg war nur schemenhaft erkennbar.

Mit der Zeit bildeten die Bäume und Sträucher eine wundervolle Silhouette vor einem roten Horizontstreife. Gegen 7:30 stand die glutrote Sonne gerade über dem Horizont. Nach und nach wurde die herbschöne Landschaft mit Stein- und Korkeichen, Sträuchern und zwischendrin immer wieder große Felsbrocken sichtbar. Auf dem Sandweg lief es sich angenehm. Um 9:45 war dann die erste große Pause fällig. Die folgenden Abschnitte des Weges waren geprägt durch Eichen aber immer öfters durch Buschlandschaft und goldgelbes Gras. Leider hatte diese faszinierende Landschaft dann auch ein Ende. Es folgten große Flächen auf denen Eichen neu angepflanzt waren oder durch bewirtschafteten Flächen und zwischendurch ging die Schotterpiste.

An einer Straßenkreuzung hieß es rechts ab nach Alcuescar oder geradeaus nach Aldea del Cano, meinem heutigen Ziel. Ich entschied mich für den direkten Weg ohne im Ort etwas zu trinken. Es war Mittagszeit und bisher hatten mich gerade mal ein Radpilgerpaar und ein Fahrzeug überholt. Man war völlig ungestört, ein schönes Gefühl. Die Temparatur stieg wieder kontinuierlich. Ich näherte mich dem Ort Casas de Don Antonio, den ich eigentlich nicht durchlaufen musste. Ich hatte Durst, mein Mund war wieder trocken und ich wollte mein Wasser für den Restweg von ca. 12km sparen. Also bog ich in den Ort ab. Nach einiger Suche fand ich eine Dorfbar. Kaum zu glauben an einem normalen Wochentag mittags eine volle Bar zu finden. Ich bestellte zwei 1,5 L Mineralwasser. Genüsslich trank ich das Wasser und füllte meine kleine Flaschen als Reserve auf. Nach 1/2 Stunde ging es wieder weiter.

Auf dem folgenden Stück war ich wirklich auf der Via de la Plata angekommen. Zunächst kam ich an einen römischen Meilenstein vorbei. Dieser Stein diente später einem Haus als Briefkasten. Man hatte eine Ausparung rausgeschlagen. Das Haus gibt es nicht mehr, der Stein hatte es überdauert. Nun dient es den Pilgern als Pilgerbriefkasten mit Nachrichten für folgende Pilger. Wenig später kam ich an einer kleinen verwitterten Römerbrücke mit einem Stück Römerweg an. Natürlich musste ich auch einmal darauf laufen! Ein überwältigendes Gefühl, wenn man bedenkt hier maschierten oder ritten vor über 2000 Jahre die Römer, danach die Westgoten, die Mauren und später dann auch die Ritter des Santiago-Ordens.

Gegen 17:30 hatte ich mein Ziel erreicht. In einem Restaurant neben der Herberge holte ich den Schlüssel, bezahlte 3 EUR für die Übernachtung und erhielt meinen Stempel. Ich war der einzige Pilger und hatte eine gut eingerichtete Herberge für mich allein.

Nach dem Duschen ging ich zurück zum Restaurant. Wieder voll, diesmal mit wohl allen Alten des Dorfes. Ein Teil saß an verschiedenen Tischen und spielen ein Kartenspiel. Der andere Teil saß im vorderen Bereich und verfolgte einen Stierkampf. Um 21:00 bekam ich dann ein Menü mit einer Flasche Rotwein für 8 EUR.

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11.Etappe 25.08.2010

Merida – Aljucen
Dank Klimaanlage hatte ich eine gute Nacht und schaffe es um 6:30 zu starten. Der Weg führt am imposanten römischen Aquädukt vorbei. Es ist noch dunkel nur ein leichter heller Streifen am Horizont. Danach führt der Weg raus aus der Stadt. Vor einem Kreisverkehr hört der Bürgersteig auf. Die Städteplaner haben wohl die Fußgänger in ihrer Straßenplanung ausgeklammert. Ich muss ab hier und dem folgenden Kreisverkehr am Fahrbahnrand dem Verkehr entgegen laufen. Glücklicherweise ist noch nicht viel Verkehr. Kaum habe ich die Stadt verlassen gibt es eine separate breite, vom Verkehr abgetrennte, Spur für Radfahrer und Fußgänger mit der Begrenzung auf 20 km/h. Muss mich anstrengen, damit ich die Geschwindigkeit erreiche. Diese Spur bleibt bis zum von den Römern errichteten Stausee. Hier treffe ich zunächst einen spanischen Radpilger und kurz danach auf ein Radpilgerpaar. Sie bieten mir eiskaltes Wasser an. Er ist Spanier und Sie kommt aus den USA. Beide leben in Hamburg und so können wir uns noch eine Weile auf Deutsch unterhalten. Der Pilgerfunk klappt auch auf der Via de la Plata. Ich erfahre, das die junge Polin einen Schwächeanfall hatte und ins Krankenhaus musste. Schade so ein Ende, das Pärchen machte auf dem Camino Ihre „Hochzeitsreise“. Sie hatten 10 Tage vor Beginn der Reise geheiratet. Ich hoffe es geht ihr wieder gut.

Über eine schmale Asphaltstraße geht es noch einige km, danach biegt der Camino ab ins Gelände. Hier geht es teilweise über Fels und größtenteils auf einem Sandweg weiter.

Im Ort Carrascalejo mache ich meine erste größere Pause im Schatten vor der Dorfkirche. Von hier ist es dann nicht mehr weit bis zum heutigen Ziel. Ich erreiche Aljucen um 12:00 und die Herberge ist ebenfalls schnell erreicht. Trotz klingels bleibt die Herberge zu. Zweifel kommen auf, ob die Herberge überhaupt geöffnet hat. Da im Führer die Öffnungszeit des Dorfladens nur bis 14:00 angegeben ist, suche ich diesen zunächst auf und decke mich ein, um etwas zum Abend und für Morgen, eine 35 km – Tour steht an, zu haben. Im Laden erfahre ich, dass man wohl über den Hof in die Herberge kommt. Und es stimmt, die hintere Tür ist nur angelehnt. Im Innen finde ich eine schöne, wohnliche Herberge vor. Es gibt 3 Zimmer mit z.T. Doppelstockbetten, ein weiteres steht im Eingangsbereich. Es hat zwei „sehr“ saubere Duschbäder mit WC.

Petra, die Deutsche von der Herberge in Merida war die Nacht zuvor auch hier und hat mir Grüße im Pilgerbuch hinterlassen. Irgendwann tauchen kurz zwei Hospitaleras auf und erklären mir, das ich in einer Dorfbar meinen Pilgerstempel bekomme und dort bezahlen soll. Die Bar macht nach der Siesta um 18:00 wieder auf.

Ich schlafe gerade etwas, als mich das Klingeln weckt. Es steht ein spanischer Fußpilger vor der Tür. Intwischen ist es draußen unerträglich heiß geworden und er schaut ziemlich geschafft aus.

Fazit für heute:Früh aufzustehen lohnt sich, ist aber häufig so schwer einzuhalten.

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Pausentag in Merida 24.08.2010

Die Nacht in der Herberge war heiß und stickig. Ab etwa 6:30 fing das Leben im Dunkeln an. Die ersten Radpilger einer spanischen Gruppe machten sich fertig. Es folgten um 7:00 Markus und die Deutsche. Ich ließ es gemütlich angehen und verließ mit einem netten italienischen Paar als letzte die Herberge. Zusammen mit dem Paar nahm ich in einer Bar ein kleines Frühstück ein. Für das Paar endet heute die Pilgerreise, Sie fahren mit dem Bus nach Santiago. Danach geht es nach Madrid und von dort nach Marroko. Nach der Verabschiedung lief ich zum Hostel und konnte überraschenderweise schon um 9:30 mein Zimmer beziehen. Der Ruhetag steht im Zeichen der Besichtigung alter römischer Baudenkmäler und zur Erholung und Regeneration meiner Füße.

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10.Etappe 23.08.2010

Torremegia – Merida
Das im Preis enthaltene Frühstück war ein Verständigungsproblem von mir. Das Restaurant war ab 7:30 geöffnet. Tatsächlich musste ich mich lautstark durch Klopfen und durch Rufen bemerkbar machen, bevor die Tür geöffnet wurde. Da junge Mädchen von Rezeption am Vortag war dort. Gestern hatte Sie mich ignoriert und heute war Sie ziemlIch unfreundlich. Nach einem Cafe con Leche ging es um 8:15 los. Am Ortsrand sah ich endlich einen Storch im seinem Nest. Dort ging es zunächst auf einem Feldweg weiter. Und schon bald stieß ich auf eine Senke mit Wasser. Seitlich davon ging es durch Schlamm rüber. Die frische Spur von Markus war noch sichbar. Danach wechselte der Feldweg in eine nicht mehr befahrenen Asphaltstraße, danach ging es über eine Bahntrasse und der Weg mündete auf eine alte Nationalstraße. Laut Füherer nur sehr wenig befahren. Fast im Minutentakt donnerten 4- und 5-achszige Baustellenfahrzeuge in beiden Richtungen an mir vorbei. Ich war froh als der Weg auf eine Nationalstraße mit tatsächlich wenig Verkehr wechselte. Kam mir jedoch ein Lkw, Pkw oder Motorrad entgegen, dann mit hoher Geschwindigkeit. Nach etwas mehr als 2 km auf dem breiten Randstreifen bog der Weg endlich wieder in einen Feldweg ab. Es ging wieder durch Weinfelder. Auch diese Trauben schmeckten vorzüglich. An meinem Rastplatz hatte Markus wohl auch Pause gemacht, es lagen noch ein paar Trauben auf dem Boden. Nach einigen Kilometer war Merida in der Ferne sichtbar. Der Weg in die Stadt zeigte sich von seiner schlechtesten Seite. Ich ging an Müll, Bauschutt, verfallenen Gebäuden und Industrieanlagen vorbei. Ab der imposanten alten römischen Brücke über den Rio Guadiana änderte sich das Bild von Merida, des spanischen Roms, glücklicherweise. Noch ein Stück am Fluß entlang und ich erreichte die äußerlich schönen Herberge. Im inneren ist sie sehr schlicht, kostet aber nur 6 EUR. Eine zweite Nacht war nicht möglich und so suchte ich mir ein günstiges Hostel in der Altstadt. Beim ersten Stadtbummel und Suche nach einem Restaurant traf ich Markus. Erst ab 21:00 gab es in einem Straßenrestaurant etwas zu essen. Das aber war ausgesprochen gut. Gemeinsam ging es um 22:00 zur Herberge zurück. Drei Minuten vor Schließung der Herberge (22:30) kam noch eine Deutsche an. Sie kam mit dem Bus von Cordoba und hatte sich in Merida verlaufen. Pünklich um 22:30 schaltete der Hospitalero das Licht aus.

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9.Etappe 22.08.2010

Villafranca de los Barros – Torremegia
Habe wieder verschlafen, aber wahrscheinlich brauche ich den Schlaf. Ohne Frühstück starte ich um 8:15. Der Ortsrand ist schnell erreicht. Hier kommt mir ein alter Mann entgegen und erklärt mir gestenreich etwas über den Camino. Ich verstehe nichts, bedanke mich und gehe meines Weg. Der Weg führt auf einer Schotterpiste durch Weinfelder und vereinzelt an Gebäuden vorbei. Durch mein „klac, klac…“ der Stöcke werde ich von Hundegebell begleitet. Gut das die Hunde hinter einer Umzäunung sind!

Kurz vor einer Weggabelung, der Camino führt eindeutig rechts weiter, erreicht mich der Alte auf einem noch älteren Motorrad. Er erklärt mir, dass ich unbedingt geradeaus auf dem Feldweg gehen soll. Dann fährt er wieder weiter, auch auf diesem Feldweg. Der Weg führt auf rotem Lehmboden durch die Weinfelder. Es läuft sich viel besser auf diesem Boden, sicher nicht geeignet bei Nässe und Regen. Schon bald bin ich total eingetaucht in den Weinfelder so weit das Auge reicht. Der Verführung der blauen Trauben kann ich nicht lange wiederstehen und genieße die Trauben. Leider, leider rächt sich das einige Zeit später. So ist das, wenn man von verbotenen Früchten nascht! Irgenwann später sehe ich das Motorrad und der alte Mann kommt aus einem Weinfeld. Er ist sichtlich erfreut, dass ich seinem Rat gefolgt bin. Er zeigt mir stolz sein Weinfeld. Es beginnt wieder eine etwas einseitige Unterhaltung aus der ich aber sein Alter von 74 verstehe und das er zu alt für den Camino wäre. Er hat Respekt vor dem Pilgern bei dieser Hitze. Dann verabschiede ich mich von Ihm. Er wünscht mir noch ein „Boen Camino“ und schon bin ich wieder alleine. Bald ist der schöne Weg vorbei und mündet nach rechts auf einer Piste. Es dauert wieder einige Zeit bis diese Piste in den ausgewiesenen Camino übergeht. Bei einer Brücke über einen Bewässerungskanal mache ich meiine erste längere Paus. Die seitliche Mauer ist breit genug um ein Nickerchen zu machen. Dann geht es wieder weiter und schon führt der Weg schnurgerade bis zum Horizont. Dahinter nur noch eine undeutlich erkennbare Bergkette. Es dauert nicht mehr lange und das monotone „klac, klac…“ läßt die Gedanken schweifen. Man denkt über Gott und die Welt nach, beschäftigt sich mit Begebenheiten der Vergangenheit, denkt an die Zukunft und an Probleme. Man hat endlos Zeit zum Grübeln. Ich glaube aber Probleme löst man nicht auf den Camino, aber man betrachtet Dinge von vielen Seiten und manches wird klarer. Ich setze mir Ziele, wenn ich den nächsten Hügel erreicht habe kannst Du wieder was trinken. Man muss mit dem Wasser haushalten, denn es gibt auf der Gesamtstrecke von knapp 28 km keine Stelle um Waser nachzutanken! Plötzlich rast ein Fahrzeug an mir vorbei, ich habe es gedankenverloren nicht gehört und schon bin ich in einer Staubwolke eingehüllt. Ich rufe als Pilger ein paar „nette Wort“ dem Fahrer nach.

Wieder ein Gipfel erreicht, wieder kein Dorf zu sehen, nur wieder den nächsten Gipfel am Horizont. Irgenwann hört auch das Denken auf, die Füße melden sich wieder. Ab und zu ein Schluck Wasser und wieder eine Pause. Es gibt keinen schattigen Platz, nur die pralle Sonne. Daran bin ich nun schon gewöhnt. Ich finde am Rand eines Weinfeldes neben einem Strauch ein Plätzchen. Die blauen Trauben fallen mir fast in den Mund. Sie wirken wie Doping!

Es geht weiter und am Horizont erscheint wie ein weißer Pinselstrich mit roten Farbtupfer der Ort, aber noch völlig unscharf. Weiter geht es von Hügel zu Hügel immer gerade aus. Dann verschwindet dieser Pinselstrich wieder, nur die Berge werden immer klarer. Auch das Dorf wird zeitweise erkennbar. Die Kilometer schleichen dahin, langsam wirkt es zermürbend. Irgendwann hört auch diese verdammte Gerade auf. Der Weg wechselt von der Piste in einen Feldweg. Ich mache eine weitere Pause und muss feststellen, dass ich den letzten Tropfen meines Wassers (2,6 Liter) getrunken habe. Der Ort ist noch ca 5 km entfernt und die Hitze! Es geht schleichend immer weiter, mein Mund ist völlig trocken.

Endlich habe ich den Ort erreicht. Hier fand am Wochenende wohl ein Dorffest statt, es ist 17:00 und ich sehe Leute beim Wegräumen von Stühlen und Tischen. Ich mobiisiere meine letzten Reseven und eile dem Platz entgegen. In einem Hof finde ich am Tresen noch ein paar Leute und bestellen 1,5 Liter Wasser und eine Cola. Wie das Trinken gut tut! Gestärkt geht es weiter, das Hostel, es liegt am Camino, ist schnell gefunden. An der Rezeption sitzt ein junges Mädchen und nimmt von mir keinerlei Notiz. Sie telefoniert offensichtlich privat. Innerlich koche ich. Im Restaurant nebenan sehe ich eine Bedienung und und wende mich an sie. Auch Sie ist nicht sonderlich freundlich, aber ich bekomme mein Zimmer, meinen Stempel und zahle 15 EUR. Das Zimmer ist gut mit eigenem WC und Badewanne. Klimaanlage ist auch vorhanden.

Klamotten aus und eine Pause auf dem Bett ist fällig. Danach beginnt das tägliche Ritual wieder. Um 20:00 verspüren ich Hunger, habe schließlich nichts seit letzten Abend gegessen. Im Ort ist aber das Restaurant geschlossen. In einer Bar habe ich dann aber Glück. Der Wirt bereitet aber nicht selbst zu, es wird von einem anderen Gebäude auf der anderen Straßenseite angeliefert. Dann taucht auch Markus auf, er suchte auch verzweifelt nach etwas zu essen. Gegen 22:30 verlasse ich die Bar, draußen wird wieder bei dröhnender Musik gefeiert.

Im Zimmer lasse ich Wasser für ein ausgiebiges Bad laufen. Die Badewanne ist winzig, ich müsste mich falten können um richtig zu baden. Liege ich mit dem Oberkörper im Wasser strecke ich meine Beine an der Wand hoch. Wenn ich die Füße ins Wasser tauchen will, mache ich unfreiwillig Dehnübungen für die Waden. Trotzdem genieße ich das Bad.

Fazit für heute:Habe heute im Ansatz fühlen können was Durst heißt. Das Positive: „Ich habe wieder Dehnübungen gemacht“!

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8.Etappe 21.08.2010

Zafra – Los Santos de Maimona – Villafranca de los Barros

Nach dem Fruehstueck verlasse ich um 7:45 die schoene Herberge in Zafra . Der Hospitalero verabschiedet sich mit Handschlag von mir und zeigt mir den Weg. Schnell ist der Ort verlassen und es geht wie gewohnt durch die Felder. Zunaechst nimmt die Menge an Olivenbaeumen und – straeuchern zu und dann veraendert sich der Boden in eine roetliche Farbe. Viel Buschland taucht auf und am Weg ist der Kontrast mit der gruenen Bueschen, haeufig dem gelben Gras und dem roten Boden sehr schoen. Ich bleibe oefters stehen und schiesse Fotos. Neben den Olivenplantagen nehmen nun auch die Weinfelder zu. Es ist wieder Zeit eine Zwangspause fuer die Weintrauben einzulegen. Ich lange ordentlich hin, die blauen Trauben sind suess und saftig. Meine Finger kleben danach heftig, habe nun einen guten „Gripp“ fuer die Stockgriffe. Ab und zu tauchen auch meine geliebten Feigenbaeume auf, aber nur bei einem finde ich reife blaue Feigen. Gegen Mittag sehe ich in der Ferne Villafranca de los Barros und meine Mittagspause ist wieder faellig. Ich suche mir ein Plaetzchen direkt am Wegesrand. Irgendwie bin ich eingeschlafen als mich eine Stimme weckt. Ein Fahrzeug der Guardia Civil steht vor mir, was der Beamte sagt verstehe ich allerdings nicht. Nur das Wort „Albergue“ hoere ich heraus und antworte einfach mit: „si“. Dann fahren Sie weiter. Meine Pause ist damit zu Ende. Ich muss nach kurzer Zeit feststellen, dass ich bereits in der Naehe einer Albergue turistico (renovierte Oelmuehle) bin, die haeufig im Internet als besonders gut beschrieben wurde. Es sind zwar noch 7,7 km laut Fuehrer bis nach Villafranca und das muss ich morgen auf die bestehenden 28 km draufpacken aber trotzdem entscheide ich mich fuer diese Herberge. Eine Alternativroute fuehrt dorthin. Schon von aussen macht diese Herberge einen tollen Eindruck. Die Hospitalera gibt mir allerdings zu verstehen, dass fuer eine Gruppe alles reserviert wurde. Die Enttaeuschung ist gross. Ich mache schon allein wegen der grossen Hitze hier eine Rast bei kuehlem Wasser. Danach geht es durch eine Olivenplantage weiter, auch ein Stueck am Seitenrand einer Nationalstrasse muss ich laufen. ist gluecklicherweise nur kurz. Dann geht es auf Asphalt- und Schotterpisten weiter. Wieder einmal sieht man den Ort nicht, es muss ein Huegel ueberquert werden. Es zieht sich maechtig bis zum Ort, ich habe den Eindruck es ist nochmals heisser als gestern. Kurz vor 14:00 erreiche ich den Ortsrand und das empfohlene Hostel ist schnell gefunden. Schon von weitem sehen ich das blaue H mit einem Stern, aber auch sehe ich wie eine Frau das Hostel verlaesst. Laut Fuehrer wohnt die Inhaberin nicht dort, man muss anrufen. Damit steht mir ein Problem bevor. Gluecklicherweise sieht Sie mich und kehrt zurueck zum Hostel. Ich bekomme ein nettes kuehles Einzelzimmer mit eigenem WC und Duschbad. Im Flur steht  zur freien Verfuegung ein PC mit Internetanschluss, es gibt eine nutzbare Kueche. Nach den obligatorischen Taetigkeiten suche ich den erwaehnten Supermarkt in der Naehe. Leider kann ich ihn nicht finden, ich fluechte wieder in das kuehle Hostel. Aus meinem gedanklichen Ruehrei mit Speck und Nudeln wird es wohl nichts. Hatte so einen Hunger darauf.

Fazit fuer heute: Vom Fruchtzucker kleberige Finger haben auch was gutes und einen Nutzen, ich kann viel besser mit meinen Nordic Walkingstoecken laufen.

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7.Etappe 20.08.2010

Fuente de Cantos – Calzadilla de los Barros – Puebla de Sancho Perez – Zafra
Nach einem üppigen Frühstück (Kaffee + 2 Scheiben Toatbrot) geht es um 8:00 los. Durch den Ort und noch ca. 1 km danach begleitet mich der süße Duft der Gülle. Der Ort Calzadilla de los Barros ist nach 6 km schnell erreicht. Hier möchte ich die im Führer beschriebene schöne Altarwand besichtigen. Wie schon so oft in Spanien stehe ich vor einer verschlossenen Kirchentür. Nach einem Cafe con Leche (1EUR) geht es weiter. Der Feldweg nach dem Ort schlängelte sich durch abgeernteten Getreidefelder, gepflügte Felder und Olivenhainen. Langsam wird es wieder heiß (38°C). Bei mir fließt der Schweiß in Strömen und macht meinem Namen alle Ehre. Plötzlich versperrt mir ein breiter Bach den Weg. Viel zu breit und tief um trocken rüber zu kommen. Links vom Weg sehe ich eine Spur durch das hohe Gras. Ich folge der Spur, leider vergeblich, schon bald stehe ich wieder vor dem viel zu breiten Bach. Also zurück und mein Bauchgefühl sagt mir, du musst da durch. Also Rucksack ab, Sandalen raus und an. Dann geht es los, gleich versinke ich im Schlamm. Zu meinem Schrecken verschwindet ein ca. 10 cm langer aufgeschreckter Flußkrebs neben mir ins Wasser. Bei mir kommt Freude auf und so stochere ich mit einem Stock immer vor mir im Wasser. Ich versinke ca. 40 cm im Wasser und Schlamm. Auf der anderen Seite sind meine Sandalen ein einziger Schlammklumpen. Damit beginnt eine Zwangspause zum Säubern und Trocknen der Füße. Dann kommt Markus, ich zücke schnell meine Kamera in der Hoffnung eines schönen Fotos seiner Überquerung zu schiessen. Ich habe Pech, er entdeckt rechts vom Weg einen Übergang im Gestrüpp. Leicht angesäuert eines verpassten Fotos muss ich Ihn schnell ziehen lassen. Nicht viel später gibt es wieder ein Hindernis, in einer Senken steht eine große Pfütze. Hier fnde ich aber sofort rechts einen Übergang mit Steinen.

Gegen 11:30 brauche ich meine Mittagspause. Schattenspendende Bäume gibt es nicht, ich finde nur ein kleines Wiesenstück unter praller Sonne. Aber Sonne hat auch sein gutes und ich mache Rast. Schnell entkleide ich mich bis auf die Unterhose und lege die Kleidung zum Trocknen aus. Meine Isomatte kommt wieder zum Einsatz. Wider erwarten kommt in dieser einsamen Gegend ein junges Paar im Auto vorbei. Aus dem offenen Fenster erschallt ein fröhliches „Hola“. Nach Käse, Brot und Wasser setze ich nach ca. 30 Minuten meinen Weg fort. Schon bald verändert sich die Landschaft, beiderseits des Weges beginnen große Weinfelder. Zwei Zwangspausen werden fällig, erst bei den weißen Trauben und wenig später bei den roten Weintrauben. Dann geht es weiter, ständig die pure Verführung. Ich muss aber weiter, die Hitze ist drückend. Nach ca. 1 km erreiche ich Puebla de Sancho Perez. Hier mache ich in einem kühlen Restaurant bei 1,5 L Wasser und einer Cola meine letzte Pause. Von hier sind es nur noch 4 km bis nach Zafra (eine der ältesten und traditionsreichsten Städte in der Extremadura). Im Führer wird auf die unklare Wegführung hingewiesen . Kurz vor Zafra erreiche ich drei dicht hintereinander liegende Bahnübergänge. Als ich den 2. Übergang überqueren will ertönt von einer stehenden Lok zweimal ein Signal. Irgendwie verstehe ich sofort, das war ein Hinweis, ich bin falsch, also zurück und tatsächlich vor dem ersten Übergang habe ich den gelben Pfeil übersehen. Er weist in das Bahnhofsgelände. Neben einem großen verschlossenen Tor ist ein schmaler Durchgang. Ich laufe in das Gelände, beiderseits lagern diverse Gleisbauteile. Die Lok ist inzwischen ein Stück zurück gefahren. Überraschend erscheint an der Tür der Lokführer und ruft mir etwas zu und zeigt mir, ich soll die Gleise überqueren. Kaum habe ich die Gleise überquert, steht er auf der anderen Seite der Lok und zeigt mir die Richtung, die ich nun laufen soll. Wieder einmal ist auf dem Camino Hilfe zur rechten Zeit da! Vorbei an einem stillgelegten Bahnhof geht es ca. 1 km durch Industriegebiet von Zafra bevor ich die Altstadt erreiche. Nach einigem Suchen erreiche ich dann die schöne Herberge. Ich bin der einzige Pilger heute. Nach einem Altstadtbummel sitze ich nun zum Schreiben dieses Berichtes in einem Straßencafe. Mir gegenüber sehe ich um 21:25 die Temparatur von 34°C bei einer Farmacia.

Fazit für heute: Ein Bauchgefühl kann manchmal auch trügerisch sein und das Naheliegende ist nicht immer das Richtige! Aber zwei positive Dinge gibt es doch: 1) Meistens muss man für ein Schlammbad zahlen, ich hatte es kostenlos. 2) Noch ein paar Tage und ich bin eingelaufen.

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