Aljucen – Casas de Don Antonio – Aldea del Cano
Ob es die Hitze, der Vollmond oder die Info, dass es um die 40° C werden soll war, jedenfalls bin ich bereits 5:30 ohne Wecker wach. Aus dem Frühstück mit Kaffee wurde leider nichts. Der Automat in der Herberge nahm mein Geld, war aber nicht bereit mir einen Kaffee zu liefern. Also musste ich meine zwei Kuchenstückchen mit lauwarmen Wasser zu mir nehmen.
Wie geplant startete ich um 6:30. Mein Mitpilger Jose Luise schlief noch fest. Lag wohl an unserem Wein beim Abendmenü. Draußen war es noch dunkel, die Straßen aber beleuchtet. Im Gegensatz zu Merida endete das Licht an der Ortsgrenze. Danach war ich von Dunkelheit umgeben. Nur der Vollmond leuchte etwas die Straße aus und warf mir meinen Schatten voraus. Mir war schon etwas mulmig zu Mute ohne Beleuchtung auf der Landstraße zu laufen. Ich hoffte, dass es nach 1,1 km an der Nationalstraße besser wird. Leider war es unverändert dunkel und so holte ich die Stirnlampe aus den Tiefen meines Rucksacks. Kaum hatte ich meinen Rucksack wieder an und die Stirnlampe auf, kam auch schon das erste Fahrzeug. Der Weg auf der Nationalstraße dauerte nicht lange und der Camino bog rechts in den Nationalpark von Cornalvo ab. Gut die Lampe rausgeholt zu haben, denn der Weg war nur schemenhaft erkennbar.
Mit der Zeit bildeten die Bäume und Sträucher eine wundervolle Silhouette vor einem roten Horizontstreife. Gegen 7:30 stand die glutrote Sonne gerade über dem Horizont. Nach und nach wurde die herbschöne Landschaft mit Stein- und Korkeichen, Sträuchern und zwischendrin immer wieder große Felsbrocken sichtbar. Auf dem Sandweg lief es sich angenehm. Um 9:45 war dann die erste große Pause fällig. Die folgenden Abschnitte des Weges waren geprägt durch Eichen aber immer öfters durch Buschlandschaft und goldgelbes Gras. Leider hatte diese faszinierende Landschaft dann auch ein Ende. Es folgten große Flächen auf denen Eichen neu angepflanzt waren oder durch bewirtschafteten Flächen und zwischendurch ging die Schotterpiste.
An einer Straßenkreuzung hieß es rechts ab nach Alcuescar oder geradeaus nach Aldea del Cano, meinem heutigen Ziel. Ich entschied mich für den direkten Weg ohne im Ort etwas zu trinken. Es war Mittagszeit und bisher hatten mich gerade mal ein Radpilgerpaar und ein Fahrzeug überholt. Man war völlig ungestört, ein schönes Gefühl. Die Temparatur stieg wieder kontinuierlich. Ich näherte mich dem Ort Casas de Don Antonio, den ich eigentlich nicht durchlaufen musste. Ich hatte Durst, mein Mund war wieder trocken und ich wollte mein Wasser für den Restweg von ca. 12km sparen. Also bog ich in den Ort ab. Nach einiger Suche fand ich eine Dorfbar. Kaum zu glauben an einem normalen Wochentag mittags eine volle Bar zu finden. Ich bestellte zwei 1,5 L Mineralwasser. Genüsslich trank ich das Wasser und füllte meine kleine Flaschen als Reserve auf. Nach 1/2 Stunde ging es wieder weiter.
Auf dem folgenden Stück war ich wirklich auf der Via de la Plata angekommen. Zunächst kam ich an einen römischen Meilenstein vorbei. Dieser Stein diente später einem Haus als Briefkasten. Man hatte eine Ausparung rausgeschlagen. Das Haus gibt es nicht mehr, der Stein hatte es überdauert. Nun dient es den Pilgern als Pilgerbriefkasten mit Nachrichten für folgende Pilger. Wenig später kam ich an einer kleinen verwitterten Römerbrücke mit einem Stück Römerweg an. Natürlich musste ich auch einmal darauf laufen! Ein überwältigendes Gefühl, wenn man bedenkt hier maschierten oder ritten vor über 2000 Jahre die Römer, danach die Westgoten, die Mauren und später dann auch die Ritter des Santiago-Ordens.
Gegen 17:30 hatte ich mein Ziel erreicht. In einem Restaurant neben der Herberge holte ich den Schlüssel, bezahlte 3 EUR für die Übernachtung und erhielt meinen Stempel. Ich war der einzige Pilger und hatte eine gut eingerichtete Herberge für mich allein.
Nach dem Duschen ging ich zurück zum Restaurant. Wieder voll, diesmal mit wohl allen Alten des Dorfes. Ein Teil saß an verschiedenen Tischen und spielen ein Kartenspiel. Der andere Teil saß im vorderen Bereich und verfolgte einen Stierkampf. Um 21:00 bekam ich dann ein Menü mit einer Flasche Rotwein für 8 EUR.
Lieber Werner,
Vielen Dank fuer deine so schoen beschriebene Etappen Berichte.
Das du am Abend von so einer anstrengender Tag mit so eine Gluthitze und so viele KM noch die energie hast um zu schreiben!
Anlaessig dein letzter Bericht musste ich denken an einem Spruch:
Manchmal ist es nicht das Licht, aber ist es der Schatten, die dir helfen um die Sachen besser zu sehen.
Liebe Gruesse, macht’s gut, Geertje.
Liebe Geertje,
schoen von Dir zu hoeren. Wuensche Dir auch einen buen Camino im September und weniger Probleme als ich sie hatte. Schreibe mal von unterwegs.
Liebe Gruesse
Werner