22.Etappe 06.09.2010

Salamanca – Calzada de Valdunciel
Mein Wecker holte mich ziemlich brutal um 6:00 aus dem Schlaf! Es dauerte noch ewig bis ich einigermassen wach war. Meine Lust aufzustehen und wieder weiterzulaufen war auf dem Nullpunkt. Die Jungen wuerden dazu sagen: “ Ich hatte Nullbock zum Laufen“. Irgendwie schaffte ich es dann doch um 7:45 das Hostal zu verlassen.

Der Weg fuehrte mitten ueber den Plaza Mayor, nur am Morgen sieht er voellig nuechtern und trostlos aus. Er ist trotzdem ungemein imposant und soll Spaniens schoenster Platz sein. Abend ist er tatsaechlich umwerfend schoen!

Nach dem Platz fuehrte der Weg schnurgerade stadtauswaerts. Es dauerte nicht lange und ich sah eine geoeffnete Bar. Bei meiner Lust zum Gehen geradezu ein Muss hier einzukehren. Ein Cafe co Leche und ein Gebaeck erweckten dann doch wieder die Lebensgeister bei mir. Die Lust zum Laufen war wieder da. Spaeter in der Herberge erzaehlte mir Claudio, der mich aus einem anderen Cafe laufen sah, ich waere sehr zuegig voran geschritten und er vermutete, dass ich nicht schon nach ca. 17 km meine Etappe beenden wuerde.

Es dauerte noch bis 9:30 bis ich endlich die Stadtgrenze erreicht hatte und es kamen dann aber noch Industriebereiche und Vororte. Der Weg fuehrte staendig auf dem Randstreifen einer Nationalstrasse entlang. Nicht wirklich schoen zu laufen. Dann endlich kurz nach 10:00 bog der Weg seitlich weg von der Strasse und ich tauchte nach und nach wieder ein in eine Stille. Nur noch fuer kurze Zeit hoerte ich in der Ferne den Verkehr. Mein tac, tac, tac… war wieder das einzige laute und vertraute Geraeusch. Ich schlenderte gemuetlich voran, ich hatte unendlich viel Zeit.

Kurz vor dem ersten Ort Castellanos de Villiquera kam mir eine alte Frau entgegen, ansonsten weit und breit keine Menschenseele. Im Ort machte ich eine Pause auf einem kleinen Platz am Ortsrand. Das Ziel war bereits 4 km vor mir.

Auf dem weiteren Weg um mich herum riesige Felder mit Sonnenblumen. Leider waren sie schon verblueht. Die Landschaft war nur leicht huegelig und ich hatte freie Sicht bis weit hinaus. Es kam bei mir das Gefuehl auf im Mittelpunkt einer riesigen kreisrunden Scheibe zu stehen. In der Ferne vor mir sahe ich aus einer Senke die Kirchturmspitze und einzelne rote Tupfer meines Zielortes. Er wollte zunaecht nicht naeherkommen. Doch mit der Zeit erhob sich der Kirchturm und ich sah auch deutlicher einige Daecher aus der Senke hervorragen. Kurz vor dem Ziel verschwand dann alles, der Weg stieg zunaechst an und erst auf dem hoechsten Punkt angekommen sah ich den kleinen Ort vollstaendig in der Senke liegen.

Im Dorf angekommen schritt ich zunaecht in Richtung Kirche und fand auch gleich in deren Naehe einen kleinen Dorfladen. Von aussen wie immer nicht erkennbar ob er geoeffnet ist. Um 11:45 aber sind im Normalfall die Laeden immer geoffnet. Es wurde wieder ein Lustkauf mit Fruchtmilchgetraenk, Obst, Kaese und Wurst. Spaeter holte ich noch Mineralwasser, Kakaogetraenk und Aepfel. Im Eingangsbereich der Kirche auf einer Steinbank liess ich mich nieder und machte meine Mittagspause.

Gestaerkt suchte ich dann die Herberge. Der Ort ist klein und so war sie schnell gefunden. Aus einem Schreiben im Fenster verstand ich, dass ich in der Bibliothek den Schluessel holen musste. Dort empfing mich eine sehr nette Frau, erklarte mir auf Englisch die Verhaltensregeln, gab mir meinen Stempel im Pilgerausweis und bekam von mir eine Spende fuer die Unterkunft von 5 EUR. Dann ging es zurueck zur Herberge. Auf dem Weg traf ich ein suedtiroler Paar, Monika und Claudio. Mit Erstaunen fand ich dann noch den Spanier Jose Luis und eine deutsche Pilgerin wartend bei der Herberge. Zwei junge Pilgerinnen, die ich auf meiner Busfahrt schon kurz gesehen hatte kamen auch noch hinzu. Ich hatte schon damit gerechnet alleine in der Herberge zu sein und jetzt ist die Herberge bis auf ein Bett belegt.

Nach einem guten Nachmittagsschlaf sitze ich nun in der Bibliothek vor einem PC und schreibe diesen Bericht. Der Internetzugang ist hier kostenlos.

Fazit fuer diesen Tag: Der Weg zur Arbeit (Camino) kann auch mal schwierig werden! Haelt aber gluecklicherweise nur kurz an.

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