34.Etappe 18.09.2010

A Gudina – Campobecerros – Laza
Die Hose und Softshelljacke sind nicht ganz trocken. Habe keinen Ersatz also geht es heute um 7:00 mit den klammen Sachen ohne Frühstück los. Es regnet zum Glück nicht.

Der Weg führt auf einer Asphalt-Piste beständig nach oben. Ich ziehe offensichtlich die Guardian Civil an. Ein Fahrzeug fährt langsam von hinten an mir vorbei und kommt kurze Zeit später wieder von vorne an an mir vorbei.

Weiter geht es bergauf und langsam wird es hell, es liegt aber Nebel über den Bergen. Ich erkenne im Tal ein Dorf. Durch die Straßenleuchten ist das Dorf in gelblichem Licht getaucht mit den Lichtpunkten der Leuchten. Darüber liegt ein Nebelschleier. Jetzt hätte ich gerne eine andere Kamera. Das Motiv ist so wundervoll, aber mir bleibt nur die Erinnerung.

Es fängt leicht zu regnen an und ich ziehe wieder den Poncho an. Diesmal wärmt er und hilft ein bisschen gegen die Morgenkälte. Es geht für das letzte Stück auf 1100 Meter weg von der Straße auf eine Sandpiste. Am höchsten Punkt, ausgeschildert als besonderer Fotopunkt, ist nichts außer Nebel zu erkennen. Dann geht es auf der Sandpiste wieder abwärts und wechsel wieder auf Aspalt. Der Nebel sich lichtet etwas und ich erkenne unter mir den angekündigten See. Aber nur Momente später ist alles wieder im Nebel verschwunden.

Es folgen zwei winzige Dörfer, nur rechts und links der Straße ein paar Häuser. Zum Teil verfallen und alles sehr ärmlich. Im zweiten Dorf kommt mir plötzlich ein Pferd von oben rechts angaloppiert. Bleibt vor mir stehen und weicht mir dann aus. Ich sehe einen Bauern, der gerade die Weide geöffnet hat und dabei ist es wohl getürmt.

Um 11:30 habe ich den kleinen Ort Campobecerros erreicht und damit bereits 21 km meines heutigen Weges absolviert. Am Ortseingang grüße ich einen älteren Mann und eine ältere Frau. Der Mann spricht mit mir und ich gebe Ihm zu verstehen, das ich nichts verstehe und aus Deutschland komme. Er antwortet mir nun auf Deutsch. Beide waren für 15 Jahre in Bayern. Die Frau bringt mich zu einer kleinen Bar. Wieder ist hier die Zeit stehen geblieben. Rechts vom Eingang sitzt eine alte Frau in einem Sessel und daneben noch eine Frau.


Am Tresen sitzen zwei Männer beim Bier. Es wird nicht gesprochen. Ich warte am Tresen und die alte Frau kommt zu mir. Wieder die Frage woher ich komme und als ich Deutschland sage wird Sie sehr freundlich und gesprächig. Sie war mit Ihrem Mann von 1963 – 1975 in Frankfurt. Die Betreiberin der Bar, Ihre Tochter, ist dort geboren und hat zwei Jahre dort die Schule besucht. Ich bestelle einen großen Kaffee, 1,5 L Mineralwasser und ein Omlette mit Schinken. Das Omelett ist mit Tomatenscheiben garniert. Ich habe schon lange nicht mehr so leckere Tomaten gegessen. Als ich noch ein Omlett bestelle, bekomme ich ein Stück Schinken zum Probieren. Im Omlett ist diesmal mehr Schinken und auch sind mehr Scheiben Tomaten dabei. Zusätzlich bekomme ich noch ein Stück Tortilla dazu. Ich mache von der alten Frau im Sessel ein Foto. Danach muss ich in den Sessel und die Tochter macht von uns zusammen ein Foto. Nach einer Stunde Pause geht es wieder weiter. Ich werde die Fotos zur Bar schicken.

Nach einem weiteren Anstieg beginnt der Abstieg von etwa 1050 auf 400 Meter. Der Nebel ist verschwunden und es klart zusehens auf. Die Sonne kommt ab und zu durch. Es ist eine wundervolle Berglandschaft und erinnert mich etwas an den Schwarzwald.

Von den Wolken und der Sonne werden die Berghänge in ein tolles Licht- und Schattespiel getaucht. In den hellen Flecken tauchen die verschiedensten Grüntöne auf. Ein Teil erstrahlt auch leicht ins Türkis. Als Farbtupfer wirkt ein Dorf mit strahlend weißen Wänden und roten Dächern. Ich mache etliche Fotos,auch Bilder für Panoramafotos und kann mich nicht satt sehen an dieser Landschaft.

Der Weg zieht sich beständig an den Hängen bergab. Ich kann schon weit vor mir den Weg nach unten erkennen. Gegen 14:30 sind die meisten Wolken verschwunden und die Sonne erstrahlt wieder sehr stark. Etwa 4 km vor meinem Ziel fordern meine schmerzenden Füße und eine kleine Blase eine Pause. Ich liege einige Zeit im Gras am Wegesrand und genieße endlich wieder die starke Sonne.

Im Ort verlaufe ich mich, aber ein Autofahrer hält an und zeigt mir den Weg zum Zivilschutz. Dort muss ich meinen Schlüssel holen, 5 EUR bezahlen, bekomme Bettwäsche und meinen Stempel.

In der Herberge treffe ich wieder auf Jose, Giovanni und einem jungen Deutschen. Später kommt noch ein deutsches Paar aus Jena hinzu. Sie sind in Zamora gestartet und noch sehr förmlich mit einem „Sie“. Ich verkneifen mir Sie darauf aufmerksam zu machen, das auf dem Camino ein „Du“ herrscht. Es ist völlig unwichtig wer und was man ist.

Meine Wäsche ist heute wieder nach kurzer Zeit trocken. Den heutigen Tag mit ca. 36 km beschließe ich mit einer Blase. Die Füße haben sich wieder erholt und warten auf die morgigen 31 km – Etappe. Dann wird es wieder kürzer.

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