Castro Dozon – Lalin-Bendorio-Laxe – Silleda
Die Nacht war kurz. Erst kamen Radpilger sehr spät an und störten um 22:45 die Nachtruhe, dann waren die Schnarcher verteilt über beide Schlafräume im Konzert. Um 2:30 schließlich fingen zwei der Partypilger vor den Schlafräumen an zu singen. Sie waren wohl in einer Bar versackt.
Mit Verspätung aber noch im Dunkeln starteten Giovanni und ich schließlich. Erst ging es für einige Kilometer am Randstreifen der Nationalstraße entlang. Bei Dunkelheit nimmt man gerne den Asphalt in Kauf soweit nicht viel Verkehr ist, zum Ende einer Etappe wird der Asphalt aber häufig zur Qual.
Danach ging es auf schönen Wegen durch Wälder und kleine Dörfer. Teilweise gab es uralte Hohlwege und auch wieder altes Steinpflaster, aber auch Wege beiderseits gesäumt von sehr alten Laubbäumen.
Ursprünglich wollte ich nur bis Lalin-Bendorio-Laxe laufen, da es aber inzwischen auch eine Herberge im 10 km weiter liegenden Ort Silleda gibt, hatten wir beschlossen weiter zu laufen. Conni, Niki, Lisa, Markus, Giovanni, Carlos und ich hatten abends zuvor Silleda vereinbart. Damit wurden es heute statt 19 km 29 km und morgen dafür aber nur 25 statt 35 km. Eine angenehmere Aufteilung und besseren Abschluß der Pilgerreise.Markus, Giovanni und ich erreichten die Herberge um 14:30 und hatten nach Abzug der Pausen eine durchschnittliche Geschwindigkeit von fast 6 km/h. Der Weg zur Herberge war gut markiert, nur standen wir auf der Rückseite eines großen Gebäudes vor einer großen Blechwand mit Tür, danach ging es durch kleinen Hof zu einem Tor. Wir hörten viele Kinderstimmen und standen dann auf einem Schul- und Kindergarten-Hof mit vielen spielenden kleinen Kindern. Leicht irritiert suchten wir den Eingang der Herberge. Die erste Tür war es dann auch.
Die Tür war nicht verschlossen und so gingen wir rein. Einen Schlafsaal gibt es hier nicht. Es sind viele kleine Räume für 2 – 4 Personen und einen Raum für 10 Personen. Wir breiteten uns zunächst im Aufenthaltsraum aus und gingen duschen und Wäsche waschen. Danach belegten Markus, Giovanni, Carlos (war inzwischen auch angekommen) und ich ein Zimmer mit zwei Doppelstockbetten. Später gingen wir mit den drei Frauen zum Essen.
Zu aller Überraschung waren die drei jungen humpelnden spanischen Pilger auch eingetroffen. Sie erzählten den drei Frauen, dass Sie eigentlich einen Kurzurlaub auf Ibiza machen wollten und sich dann für den Camino entschieden haben. Montag müssen Sie wieder arbeiten. Der heutige Tag war sehr hart für sie.
Später jedoch erzählte Markus mir, dass er die Drei bei unserem Eintreffen bei der Suche eines Zimmers bereits in einem Raum angetroffen hatte, Sie also unmöglich gelaufen sein konnten, denn überholten hatten Sie uns nicht.
Hola Werner,
habe Deinen Blog bisher mit Interesse verfolgt und beglückwünsche Dich zu einem erfolgreichen Abschluss am heutigen Tag. Vermutlich wartet ja noch Finisterre, und dann ist „das Ende der Welt“ erreicht.
Wie ich Deinen Berichten entnehme, ist die Via de la Plata mittlerweile wohl auch recht stark frequentiert. Schade.
Volle Herbergen, Schnarchkonzerte, Kolonnenwandern sind die Folge.
Werde dennoch in 2011 die Via de la Plata in Angriff nehmen und – wie schon auf dem Camino Francés – mein Mini-Tunnelzelt mitnehmen. Das macht recht unabhängig, schützt vor Schnarchern und der Hatz nach einem Herbergsbett.
Eine schöne Zeit noch…
Gruss
Volkmar
Hola Volkmar,
erst ab Ourense nimmt die Pilgerschar zu. Ploetzlich tauchen viele Kurzpilger oder Spasspilger (= meine Interpretation fuer die meisten dieser Pilger). Ich bin in der heissen Zeit gestartet und da waren nur wenige (1 – 4 Fusspilger) ab Sevilla unterwegs. Ab Salamanca wurden es mehr (4 – 6 Fusspilger) und einige Radpilger.
Die Herbergen bis Salamanca waren meist klein aber trotz Radpilger nicht voll. Einmal war eine kleine Herberge abends voll. Ab Galicien nahm die Bettenzahl in den Herbergen deutlich zu. Trotz der Kurzpilger aber auch nicht voll. Ich habe meine Isomatte eigentlich nur fuer Pausen in Andalusien und Extremadura gebraucht.
Kann natuerlich nicht fuer andere Zeiten sprechen. Laut Statistik fuer 2009 waren ca. 6300 Pilger (115000 Camino Frances) auf der Via unterwegs.
Wer noch die Abgeschiedenheit ohne den Rummel auf dem Camino Frances sucht wird hier gluecklich sein. Empfehle aber Pilgererfahrung auf anderen Caminos. Alle, die mir begegnet sind, waren mindestens das zweite Mal unterwegs.
Gruss
Werner